Kommentare zum Geschehen an den Brettern von Jens Herrmann (SC Forchheim)
Den ersten Platz im Forchheim-Open 2014 belegte Alexander Hilverda. Gefolgt von Alexander Seyb. Beide holten 4,5 Zähler. Die dritte Platzierung erreichte Frederik Fries mit 4 Punkten. Allen Siegern herzlichen Glückwunsch zu ihren Leistungen!
Schulze – Seyb und Carlstedt – Hilverda: Turbulentes und denkwürdiges Herzschlagfinale in Forchheim
Das Spitzentreffen der Turnierfavoriten entpuppte sich als die zu erwartende Nervenschlacht zwischen den Kontrahenten und entbehrte nicht einer gewissen Dramatik am Ende. In Scharren versammelten sich daher auch die Zuschauer, die ein gutes Gespür für diese Situation hatten, um deren Bretter und bestaunten das Geschehen. Carlstedt der im Turnierverlauf die englische Eröffnung präferierte, spielte dieses Mal die Reti-Eröffnung – wohl des Überraschungseffekts wegen. Seinem eigenen Stil blieb er aber treu. Langsam lavierten und verknäulten sich die gegnerischen Figuren in der Mitte ineinander, ehe der eine Moment kam. Um den 40 Zug in Zeitnotnähe bestand seine Chance für den Sieg – vergeben. Man merkte ihm an, dass er mit seinem Spiel nicht zufrieden war. Er hätte besser spielen können. Mehrmals schüttelte er den Kopf. Ähnlich gestaltete sich die Sizilianische Partie Schulze gegen FM Seyb. Ein mühsames und bedächtiges Abtasten war hier zu Beginn zu erleben – bloß keinen Fehler machen, lautete auch hier die Devise. Aufgrund seines Läuferpaares stand Seyb jedoch einen Hauch besser. Im Mittelspiel gelang es ihm dann den a-Bauern aus der gegnerischen Stellung zu stibitzen. Dieser Vorteil reichte in einem keineswegs trivialen Endspiel Läufer mit Mehrbauer gegen Springer zum Sieg. In der Partie Carlstedt zwischen Hilverda verflachte zwischenzeitlich die Partie und die Anzahl der Figuren lichtete sich. Beide versuchten zwar noch ihre kleine Chance zu realisieren, bewegten sich aber auf den finalen Zeittod zu. In dieser Situation versäumten es beide, ihrem Gegner ein Remis anzubieten. Carlstedt überschritt die Zeit und beide Spieler notierten den Sieg Hilverdas. Dass im Nachklang beide Spieler sich doch auf ein Remis einigten, kam zu spät, wie Schiedsrichter Ackermann mit Verweis auf die Regularien ausführte, beweist aber die große Sportlichkeit Hilverdas, der auf diese Weise nicht gewinnen wollte. Hilverda belegte damit den ersten Platz und FM Seyb wurde Zweiter. Lediglich der hauchdünne Unterschied in der Feinwertung machte zwischen beiden Spielern den Unterschied. Die Geste Hilverdas die Preisgelder des ersten und zweiten Platz zu teilen, beweist außerdem dessen große Sportlichkeit. Glückwunsch an Alexander Hilverda zum Turniersieg und Alexander Seyb zum zweiten Platz!
Steinhart – Hacker: Wer Steine hacken möchte, tut sich schwer
Diese Nuss war steinhart für Hacker. Gut und umsichtig spielte Steinhart und hackte seinem Gegner ein Remis ab. Hacker musste sich infolge eines Dauerschachs mit Remis begnügen. Beide Spieler verfügten am Ende über 3,5 Punkte.
Golda – Walter: Müde gespielt
In der Partie Golda gegen Walter erspielte sich Ersterer zwar Vorteile, setzte aber an mehreren Stellen zu ungenau fort, sodass sich sich daraus eine komplizierte Stellung mit ungewöhnlichem Kräfteverhältnis ergab. Golda besaß Läufer und Springer Walter hingegen den Turm. Vielleicht hätte Golda in dieser Situation noch auf Gewinn spielen können, dies hätte Mut erfordert – mit ungenauen und nicht abschätzbaren Folgen. Beide wählten hingegen der Zugwiederholung und die Punkteteilung. Walter war in jedem Fall mit Remis gegen den nominell stärkeren Spieler sichtlich zufrieden. 3,5 Zähler durften beide Spieler ihr Haben nennen.
Schwab – Fries: Aus Pokermann wird Pokemon
Er blieb seinem Stil in jedem Fall auf Angriff zu spielen und die Verwicklung zu suchen. Bei genauem Hinsehen präsentierte sich dies jedoch als Sturm im Wasserglas. Leichte Beute für Fries. Damit holte dieser 4 Punkte und den dritten Platz. Hierzu herzlichen Glückwunsch!
Thinius – Zhao: Der weise Meister Thinius
Erneut erwies sich IM Thinius als ein Meister des Manöver und des Lavierens. Geschickt nutzte er sein stark ausgeprägtes Spielverständnis und nutze dieses zu einem Sieg. Zhao konnte dem nichts entgegenhalten und verlor die Übersicht. Damit verfügt IM Thinius am Ende über 4 Punkte – eine gute und überzeugende Leistung.
Jähn – Huber: Todesspiel
Benoni heißt bekanntlich „Sohn des Todes“ oder „Sohn der Trauer“. Doch dies sagt nichts darüber aus, wer hier den Tod stirbt oder seine Tränen trocknen muss. Am Ende bewies Huber, dass er dieses positionelle Spiel besser verstand und die Schwächen des Gegners besser zu nutzen wusste. Er wurde damit zum „Todmacher“. 3,5 Punkte zählten zu seinem Haben.
Liepold – Weber: Kein Coco Chanel, Yves Saint Laurent oder Christian Dior...
Die Franzosen sind in aller Welt bekannt und geschätzt für ihre Haute Couture. Dieser „Franzose“, den Weber hier den Zuschauern zeigte, kann getrost aber als neu-modisch bezeichnet werde. Es kann bezweifelt werden, ob dieser weitere Nachahmer findet. Leichtes Spiel für Liepold, der mit 4 Punkten im Gepäck den vierten Platz belegte.
4. Runde
Imcke – Carlstedt: „Steine zerstreuen und Steine sammeln“ (Puhdys)
Man kann durchaus behaupten, dass IM Carlstedt gefordert war. Irgendwie schien er das druckvolle Spiel und das aufziehende Unheil auf dem Brett auch unterschätzt zu haben, letztendlich aber musste sein Gegner Imcke seinem jugendlichen Alter von 17 Jahren wohl Tribut zollen. Im gleichen Maße wie er sich eine aussichtsreiche Position aufbaute, wurde diese ihm zum Verhängnis, indem diese den Bewegungsspielraum seiner Figuren einengte und diese überlastete. FM Carlstedt hat 3,5 Zähler auf seinem Haben und immer noch gute Chancen auf den Turniersieg.
Hacker – Schwab: Vabanquespiele
Schwab, der Mann mit dem blauen Hemd und der beigen LA-Kappe hätte genauso gut Poker spielen können. Tief zum Schachbrett gebeugt, die Augen vor den Blicken des Gegenüber abgeschirmt. Eine ganz große Show – auf dem Brett und daneben. Im Turmendspiel mit zwei Bauern gegen einen Bauern opferte er seinen Turm für den letzten verbliebenen Fußsoldaten seines Gegners, um mit den seinigen selbst durchzurennen. Verwegen, tollkühn – fast von Erfolg gekrönt. Die Partie stand Spitz auf Knopf. Am Ende wurde daraus ein friedliches und faires Unentschieden.
Bunk – Thinius: Vollwaschgang
Welches Programm hier gespielt wurde, dürfte Bunk unbekannt gewesen sein. Die Spielanlage des IM Thinius war insgesamt strategisch und taktisch ausgereifter. Einmal mehr entpuppte er sich als er ein Meister der undurchsichtigen Manöver. IM Thinius hat nun 3 Punkte und bleibt in Lauerstellung.
Weber – Niedermeier: Der Drache war sein Untergang
In der Drachenvariante der Sizilianischen Verteidigung scheint es nur ein Ergebnis zu geben: Sieg oder Niederlage. Für Niedermeier war diese gleichbedeutend mit dem Untergang. Der Einschlag des schwarzen Springers 12... Sxf3 erwies sich als unbegründet und zu optimistisch. Weber verfügt nunmehr über drei Punkte und bleibt den Führenden auf den Fersen.
Seyb – Hilverda: Nullnummer im Spitzenspiel
Die Treffen der Klassenbesten haben leider die Angewohnheit, dass meistens mehr die Angst regiert etwas zu verlieren als die Hoffnung etwas zu gewinnen. In diesem Sinne hat sich die geflügelte Weisheit „Angst essen Seele auf“ (Rainer Werner Faßbinder) wieder einmal bestätigt. Noch ist die Beute nicht verteilt. Die Verfolger lauern auf die Fehler der Führenden. Nach diesem Remis nach elf Zügen haben beide 3,5 Zähler im Gepäck.
Eber – Golda: Popeye hat seinen Spinat gegessen
Dass FM Golda auch über starke geistige Muskeln verfügt und wieder in der Spur ist, bewies er in seinem Spiel gegen Eber. Scheinbar gut erholt von der morgendlichen Niederlage sammelte er mit Leichtigkeit seinen dritten Punkt. Zuvor forderte er den Schachreporter schon zu einem Faustdrück-Wettstreit in der Pause auf – kein Scherz. Beide Male machte er keine schlechte Figur.
Braun – Schulze: Kein schlechtes „Grünzeug“-Indisch
Die Felder des Schachbrettes haben zwar keine neue Farbe angenommen, unterhaltsam und nahrhaft war die Partie für die Zuschauer dennoch. Der Einschlag des schwarzen Springers auf e3 und die Wahl des Turmes anstatt zweier Leichtfiguren war frech und mutig. Mit der Wahl des Gründfeld-Indischen hat Schulze den Geschmack getroffen. Mit seinem Sieg hat er nunmehr auch 3,5 Punkte und mischt ganz vorne mit.
Walter – Jähn: Mühle-auf-Mühle-zu
Dass Schach und Mühle etwas gemein haben, ist bekannt und häufig zu sehen. Im Schach geschieht dies vorwiegend, indem die Türme auf der zweiten oder siebten Reihe stehend, sich hin- und herbewegen. Zu sehen war dies auch im Turmendspiel in der Partie Walter gegen Jähn. Da beide Spieler über die gleichen Drohungen verfügten, verständigte man sich auf ein leistungsgerechtes Remis. Beide Spieler besitzen jetzt 3 Punkte auf ihrem Konto.
3. Runde
Carlstedt – Ulusoy: Die Englisch-Nachhilfe
Verstehen Sie diesen Satz: “How do you do?“ Vermutlich meinen sie Ja. Schließlich hatten Sie in der Schule Englischunterricht gehabt und halten ihr Englisch praktikabel für Urlaub und Beruf. Sagen Sie bloß nicht: “I'm fine.“, dann haben Sie die Aussage hinter den Wörter nicht verstanden. Es ist keine Frage nach Ihrem persönlichen Empfinden. So oder so ähnlich dürfte es Ulusoy in seinem Spiel ergangen. Dass Carlstedt die englische Eröffnung präferiert, ist ein offenes Geheimnis. Wer sucht, wird diese Information im Internet oder im deutschen Buchhandel finden. Dennoch konnte man sich des Eindrucks nicht erwehren, dass hier jemand etwas nicht verstanden hatte. Leicht hat Carlstedt seinen Vorteil in einen Sieg verwandelt. Mit 2,5 Punkten ist der „Nachhilfe-Lehrer“ in Sachen englische Eröffnung immer noch groß im Geschäft. Wenn Sie wissen wollen, was die richtige Antwort auf den Ausgangssatz ist und Sie nun bezüglich ihrer Englischkenntnisse irritiert sein sollten, fragen Sie einfach bei Carlstedt nach. Vielleicht kann er Ihnen weiterhelfen?
Golda – Seyb: Zeitenwende – eine neue Ära bricht heran
Die Beschwörung des Drachen um Beistand mit den Worten „Annal natrach ut vas betat doch nyell de yenwe“ (gälisch: „Atem des Drachen am dunklen Hügel gib mir Schutz durch die/deine Weisheit“), half am Ende nichts mehr. Der ehemalige König des Forchheim-Opens Golda ist gefallen. Eine Zeitenwende bricht heran. Man hatte es geahnt und kommen sehen. Glückwünsch an FM Seyb für diesen eindrucksvoll herausgespielten Sieg. Mit drei Punkten dürfte kein Weg an ihm vorbeiführen.
Schulze – Nussbaumer: Zu viel Sonne
Nussbaumholz wird aufgrund seiner Eigenschaften vorwiegend für hochwertige Möbel oder Produkte verwendet. Doch Vorsicht: Setzt man es zu sehr der Sonne aus, verblassen des Farben und es kommt zu einem Verlust der Farbstreifigkeit. Nussbaumer ist die Sonne der Belle-Etage des Forchheim-Opens nicht gut bekommen. Schulze zählt mit 2,5 Punkten zu den Jägern der Titelaspiranten.
Thinius – Weber: Manövriert wie die Weltmeister
Die Partie Thinius gegen Weber startete interessant und weckte beim Betrachter die Hoffnung auf einen viel versprechenden Spielverlauf. Schlussendlich ging dieser Partie aber die Puste aus und beide Kontrahenten verständigten sich auf ein leistungsgerechtes Unentschieden. Es bleibt die Erkenntnis, dass zwar viel manövriert wurde, aber wenig Zählbares dabei heraussprang. Beide Spieler haben zwei Punkte auf ihrem Konto.
Hilverda – Bunk: Oppositon ist im Schach alles
„Opposition ist Mist“, ist eine Aussage Klaus Münteferings. Dies gilt jedoch nicht im Schach! Hier ist Opposition alles, insbesondere im Endspiel. Die Abwicklung ins Bauernendspiel war für Bunk nicht gerade gut gewählt. Lange hielt er dem Druck stand und konnte sich auch aus bedrängter Position befreien, am Ende fiel sein Bunker zusammen. Mit 3 Punkten gehört Hilverda unbestreitbar zur Spitze des Turniers und stellt einen möglichen Titelanwärter dar.
Jähn – Hacker: Vereinfachen, vereinfachen – doch nicht so einfach
Gegen einen nominell stärkeren Gegner muss man: „Vereinfachen, vereinfachen ( – dann fällt die Niederlage nicht so deftig aus ;-) )!“, lautet ein bekannter und oft gehörter Ratschlag. Bei genauerem Hinsehen offenbarte sich jedoch, dass dies doch nicht so simpel ist wie angenommen. Auch einfache Dinge können sehr komplex und schwierig sein und gerade hierin zeigen sich die Meister. Im Endspiel zwischen zwei Springern und Springer und Läufer erwies sich der Läufer Jahns nicht gerade als Stärke. Hacker hat alles versucht, um zu gewinnen, und Jähn hat dagegen gehalten: Remis war die Folge. Eine starke Vorstellung beider Spieler, die mit 2,5 Punkten zu den Verfolgern zählen.
Bachstein – Reis: Kein Pipifax – absolut undankbar!
Was beide Spieler hier auf das Brett zauberten, kann zweifelsohne als sehr undankbar bezeichnet werden. Reis hatte in einem Endspiel Springer und Läufer gegen den blanken König vor sich. Ihm oblag es zu beweisen, dass er die Führung der Figuren beherrsche und in seiner Kinderstube gelernt habe. Nicht das erste Mal, dass so etwas in Forchheim zu sehen war. Allen Kindern und Jugendlichen, die meinten so etwas komme sowieso niemals auf einem Brett zustande, sei dies eine gute Warnung und ein Ansporn zugleich. Am Ende setzte Reis Bachstein Patt und beendete das Spektakel. Die 50 Züge-Grenze lag in der Luft. Ein Lachen entfuhr dem versammelten Publikum. Aber mal ehrlich, welcher der vielen, um das Brett stehenden Kiebitze hätte es besser gekonnt? Beide Spieler haben somit 2 Punkte auf ihrer Habenseite.
Arnold – Braun: Ein Sieg aus heiterem Himmel
Manche Siege kommen und geschehen aus heiterem Himmel. Umso größer dürfte die Freude für denjenigen ausfallen, der nicht damit rechnete. Nominell besser als sein Gegner, verfügte Arnold über weite Strecken über die besseren Karten, ehe das Turmendspiel zu seinem Ungunsten kippte. Mit 2,5 Punkten nimmt Braun damit Tuchfühlung zur Spitze auf.
2. Runde
Fries - Carlstedt: Nicht mit dem Säbel, sondern mit dem Florett
Die Begegnung zwischen Fries und Carlstedt zeigte Spitzenschach, wobei hier nicht mit dem Säbel, sondern mit dem Florett gekämpft wurde. Nichts für Freude grobschlächtiger Opfer und große Spektakel. Feine positionelle Züge waren hier gefragt. Carlstedt schien die bessere Position inne zu haben, Fries, der Vorjahreszweite, kam zurück. Das Turmendspiel endete in einem fairen Remis.
Seyb - Miller: Ali der Räuber
Verlieren ist nicht schön und keiner der Schach spielt, möchte diese Situation erleiden oder erleben. Es ist aber unausweichlich, dass dies irgendwann geschieht. Die Frage ist immer, wie dies passiert. Niederlage ist nicht gleich Niederlage. Einen zerknirschten Eindruck machte Miller nach Aufgabe seiner Partie. Was hatte er gesehen, als er den Bauern mit seinem Läufer schlug? Eine Fata Morgana hatte ihn befallen. Eine der größten Gefahren eines jeden Schachspielers. Man sieht etwas, verfällt in Freude oder ein Heurika-Gefühl und dann in eine große Zerknirschung über die eigene Täuschung. Die von ihm gewählte Abwicklung würde unausweichlich zum Figurenverlust führen. Das wollte er sich nun doch nicht mehr im Detail zeigen lassen und gab auf. Bereits vorher hatte FM Seyb einen Bauern aus der schwarzen Stellung stibitzt. Erstaunlich mit welcher Leichtigkeit er gewinnt. Eine supersolide positionelle Spielanlage. FM Alexander Seyb, genannt "Ali", ist auf seinem guten Weg zum Turniersieg.
Seidens - Hilverda: Schachromantiker oder Verzweiflungstäter?
Alles hat seine Grenzen und das war eindeutig zu viel. Bereits aus der Eröffnung mit Problemen gestartet, zogen sich diese als seidener Faden durch die gesamte Partie hindurch. Das Qualitätsopfer Springer gegen Turm von Seidens war doch zu romantisch, zu substanzlos und ist als Verzweiflungstat einzustufen. Am Schluss fuhr Hilverda den Sieg nach Hause, trotz großer und findiger Gegenwehr Seidens. Damit zählt Hilverda mit zwei Punkten zur Spitzengruppe und dürfte ein gewichtiges Wort bei der Ermittlung des Turniersiegers spielen.
Stillinger - Bunk: Wer hat an der Uhr gedreht?
Wenn die Uhr nicht funktioniert, muss es sich dabei nicht zwingend um einen mechanischen Defekt handeln. Vorher sind immer auch andere Ursachen zu erwägen. Wer 30 Minuten nach Freigabe der Spielpaarungen nicht im Spielsaal anwesend ist, verliert kampflos und die Uhr wird ausgestellt. In diesem Fall kann der Schiedsrichter kurz unterrichtet werden, muss aber nicht. Es empfiehlt sich jedoch, um eventuelle Streitigkeiten zu vermeiden. Alle Teilnehmer des Forchheim-Opens seien eindrücklich an die Turnier-Regularien erinnert. Kampflose Siege machen keinen Spaß. Kampflose Niederlagen ärgern besonders, wenn diese sich vermeiden ließen. Eigentlich Schade!
Golda - Fieberg: Der Jugend keine Chance
Die Spielanlage des 13-jährigen Fieberg vom SC Porz gegen FM Golda gefiel und machte einen viel versprechenden Eindruck. Die Abwicklung vom Mittelspiel ins Endspiel jedoch nicht unbedingt. Wer den aktiveren Turm hat, hat in der Regel die besseren Karten. Kleinere Fehler entscheiden dann unausweichlich und führen in die Niederlage. Fieberg musste bitteres Lehrgeld gegen den alten turniererfahrenen Fuchs Golda zahlen. Golda ist noch einmal mit einem blauen Auge davon gekommen! Das zweite Endspieltraining an einem Tag für FM Golda. Der zweite Punkt für ihn. Der Jugend gibt er keine Chancen - in diesem Turnier hat er noch was vor: Wie wäre es mit dem Turniersieg?
Walter - Thinius: Schachdekadenz oder doch hypermodern? Der "schottische Elch-Test" steht noch aus
Das griechische Präfix hyper bezeichnet etwas, das oberhalb, über oder über etwas hinausgeht und bildet einen Bestandteil vieler zusammengesetzter Wörter. In diesem Sinne ist auch das in Schachkreisen gebräuchliche und viele Schachbücher zierende Wort "hypermodern" als seiner Zeit voraus oder als sehr modernes Schach, zu verstehen. Spötter mögen hingegen darin ein hyper-moderndes Schach erkennen oder eine neue Schachdekadenz aufziehen sehen. Alles ist schon einmal gespielt worden. Was soll man noch spielen, wenn nicht etwas Anderes? Die Partie zwischen Walter und IM Thinius war sehr ansehnlich. Die schottische Partie scheint ein Bestandteil der Belle-Etage des Forchheimer Schach-Opens zu sein und zu werden. Der große "schottische Elchtest" in der Variante mit 3... Lb4+ steht nach wie vor aus und wird auf zukünftige Begegnungen vertagt. Gerade dann, als es am spannendsten wurde, einigten sich beide Spieler auf ein friedliches Remis, da eine Zugwiederholung unvermeidlich schien.
Hacker - Liepold: Der französische König endete auf dem Schafott
Die französische Verteidigung erwies sich nicht als die richtige Wahl für Liepold. Bereits früh zog der König auf f8 und endete verlassen und verraten auf dem Schafott. Eine starke und eindrucksvolle Leistung Hackers. Mit zwei Punkten zählt er zur Spitzengruppe und zu einem der möglichen Turniergewinner.
Eber - Heidrich: Nur halb so gut wie Münchhausen
Zufrieden konnte er nicht sein: Nicht mit den Ergebnis, nicht mit dem Spiel. Bereits schlechter im Mittelspiel gestanden, verteidigte sich FM Heidrich - wie man ihn kennt - zäh und ging dann im entscheidenden Moment in den Angriff über. Im abschließenden Turmendspiel hatte er die besseren Chancen für den Sieg auf der Hand, vergab diese jedoch. Mit zwei Unentschieden aus zwei Begegnungen dürfte er nicht zufrieden sein. Bis jetzt fehlt ihm der Schwung.
Die Partieanlage ließ nichts Gutes erwarten. In einer englischen Partie musste der schwarze König bereits früh einem Schach auf das Feld f8 ausweichen und auch auf den Diagonalen kamen bei Schwarz die Schwächen deutlich zum Tragen. Zwischenzeitlich schien es so aus, als hätte Huber noch seinen Freischwimmer gemacht und könnte das Unglück abwenden, dennoch ging er trotz guter Gegenwehr unter. Mann und Schiff versenkt! Der nominell stärkste Spieler und Turnierfavorit aus Hamburg hat damit seinen ersten Sieg errungen. Ahoi Kapitän, freie Fahrt voraus!
Heimrath - Seyb: Kein Friede zwischen den Meistern - eine große Show
Dass in der ersten Runde zwei Fide-Meister gegeneinander spielen, ist wahrlich eine Seltenheit und der starken Besetzung des Forchheimer Opens geschuldet. Beide ließen dennoch ihre Köpfen nicht hängen und taten das Beste aus ihrer Lage. Zwischen beiden entwickelte sich ein packender Kampf. Mal schien es so, als hätte FM Seyb die Nase vorne, Mal schien es, dass das Pendel zu Gunsten des FM Heimrath ausschlage. Im finalen Turmendspiel hatte dann der Forchheimer FM Seyb die Oberhand und holte den vollen Punkt. Eine große Show und großartige Leistung beider Widersacher. Eine sehr sehenswerte Partie. FM Seyb ist damit zu den Favoriten zu zählen.
Heidrich - Wagner: Ein echter Schotte
Die Schotten standen bekanntlich kürzlich vor der Unabhängigkeit und wählten diese nicht. Unser Forchheimer FM Manfred Heidrich im Karo-Hemd versuchte es besser zu machen. In seiner schottischen Partie wählte er nicht die Verwicklung, sondern die Abwicklung und die Vereinfachung: Guter Doppelbauer gegen schlechter Doppelbauer - bei minimalem Vorteil. Damit konnte er leben. Letzten Endes reichte es aber nicht zum Sieg. Zufrieden war er damit aber irgendwie auch nicht. Wagner verteidigte sich gut. Remis.
Thinius - Grüttner: Auch ein Bambus bricht, wenn man ihn lange bearbeitet
Gedrängt saß er da, gedrängt war auch seine Position auf dem Brett. In einer königs-indischen Partie wurde er lange mürbe gespielt, ehe dessen Verteidigung zusammen-brach. Die d-Linie wurde von den weißen Türmen kontrolliert und auf der Diagonale g2-b7 entfaltete der weiße Läufer gute Wirkung. Am Ende hatte Grüttner gegen IM Thinius das Nachsehen. Drei Bauern in einem ungleichfarbigen Läuferendspiel sind deutlich zu viel.
Flüchter - Hacker: Das Salz in der Suppe eines Schachspielers
Eigentlich verhieß die Prognose für den sizilianischen Drachen nichts Besonderes zu verkünden: Alles schon einmal gesehen, alles bekannt und theoretisch bis ins Mittelspiel erschlossen. Mit was sollte man somit noch rechnen? Mit seiner Entscheidung, die Dame gegen drei Leichtfiguren herzugeben, brachte Flüchter aber die nötige Würze in die Partie. Am Ende wurden daraus Turm gegen zwei Läufer. Dem Publikum gefiel es. Es hielt inne und warf einen andächtigen und staunenden Blick auf die Partie. So etwas sieht man nicht häufig. "Ungewöhnliche Kräfteverhältnisse" sind das Salz in der Suppe und der Traum eines jeden Schachspielers. Leider war die Entscheidung Flüchters nicht von Erfolg gekrönt. Die Dynamik der Leichtfiguren erwies sich als zu stark.
Hilverda - Bernd: Wer gewinnen möchte, muss mutig sein
Das Bauernopfer von Hilverda schien gewagt, aber durchaus nicht unbegründet. Der finale Königsangriff, bei gleichzeitiger Schwächung des Königsflügel, verdient aber das Prädikat tollkühn. Dennoch erwies sich Bernd dem Angriffswirbel als nicht gewachsen und verlor die Übersicht. Einmal mehr erwies sich die allgemeine Weisheit, dass Schachspielen Psychologie ist und dass wer gewinnen möchte, mutige Entscheidungen treffen muss.
Walter - Golda: Mühsam ernährt sich das Eichhörnchen
Bereits vorab sprach der Turnier-Berichterstatter mit FM Golda darüber, wie hart und schwierig es ist, Siege zu erringen. Der Partieverlauf bestätige diese allgemeine Lebens-Erkenntnis. Seinen minimalen, im Mittelspiel errungenen, Vorteil baute dieser im Turm-Endspiel kontinuierlich aus. Jeder Sieg ist hart erarbeitet - in der Meisterklasse wird nichts geschenkt. Mühsam ernährt sich das Eichhörnchen - wie wahr. Mit seinem Sieg ist FM Golda wieder zu den Anwärtern auf den Turniersieg zu zählen.
Eltlender - Stillinger: Alle wollen in die Mitte
Alle wollen bekanntlich in die Mitte, weil es dort am schönsten und komfortabelsten ist. Die Kanzlerin will es, Gerhard Schröder und New Labour wollten es. Berlin-Mitte gilt als cool und trendy. Auch in der Schachlehre heißt es: Die Mitte besetzen! Was ist aber, wenn man sich dort gegenseitig blockiert und auch auf den Flügeln kein Platz mehr ist? Dann ist alles festgefahren und das Remis die Folge.